Christofoli,Giuliano Cristofoli

GIULIANO CRISTOFOLI
wehr pulheim
Die natürliche Welt wird in gewissem Sinne ständig weiterverarbeitet oder abstrahiert. Die Realität wird in ihren einzelnen Elementen durch die Vorstellungskraft des Künstlers wahrgenommen, der sie zerlegt oder in ihrer Intensität verändert. Auch wenn die Malerei Cristofolis von der Äußerlichkeit ausgeht, so zeigt sie doch immer ihre Expressivität im Verlauf durch die Windungen der Tiefe.
Das Bild erwirbt so eine Veränderlichkeit, es nimmt Abstand von der unsicheren Perspektive und sucht, mit seinen starken und überzogenen Farben den Raum auf aggressive Weise zu besetzen. Die daraus entstehende Komposition weist eine Struktur auf, in der Linien und Farben (oder besser die Farblinien) miteinander wetteifern und die herkömmlichen Pläne und Gliederungen durcheinander bringen. Cristofoli stellt Stillleben und Landschaften in einen Rhythmus der Gebärde, die den Kern der mediterranen informellen Kunst mit dem Gefühl für das Leichte und Luftige des Neoimpressionismus Venetiens verbindet, mit dem Weiß und dem Blau, das wie ein eben ausgegrabenes Mineral aussieht und oder wie das Wechselspiel von Licht und Wasser. Eben in diesem Aufeinanderzulaufen, in der Hinwendung des Raums zum Rand des Bildes liegt die andere Besonderheit in der Malerei Cristofolis, nämlich die Notwendigkeit, die Darstellung dem Betrachter gegenüberzustellen, ihn direkt mit dem zu verbinden, was auf der Leinwand geschieht. Darin liegt eine unakademische Auffassung vom Gelebten, die das Bild bis an den Rand einer beschreibenden Figürlichkeit bringt, wie bei einer Erzählung oder bei einem Märchen, das man nicht mehr vermessen kann, mit dem man sich aber zu messen hat, wie um die Spuren eines verlorenen Lands wieder zu finden.
Dabei handelt es sich nicht um einen Rückfall in die Folklore, sondern um ein Spiel des Scheins, indem die verschiedenen Formen ständig beschnitten oder verbraucht werden. Alles scheint sich zu verändern, zu durchdringen, bis das Gefühl entsteht, dass jedes Bild im Zauber des Vergänglichen lebt. Nichts ist wirklich definiert oder sicher, auch wenn alles einer in sich geschlossenen Struktur entgegen strebt. Der einzelne Strich verbindet nicht, sondern verstärkt die auseinander laufenden Linien, gibt dem chromatischen Gewebe einen dynamischen Aspekt, rüttelt die figürliche Darstellung auf. So bleiben am Ende alle formellen Grenzen offen, sie geben das Gefühl einer genauen Betrachtung, die bis zur Neugier geht. Aber genau das will der Maler: ein Gemälde hervorbringen, das über seiner einfachen Erscheinung steht und sich als eine Verbindung von Luft, geheimen Lebenskräften und Phantasie erweist.



Cristofoli besuchte zwei Jahre lang den Kurs für Malerei und Grafik an der Kunsthochschule Michelangelo Buonarroti in Verona.
Es folgten ein zweijähriges Malstudium und der vierjährige Lehrgang an der Kunstakademie Cignaroli in Verona.
Zahlreiche Preise in nationalen und internationalen Wettbewerben, verschiedenen erfolgreiche Einzel- und Kollektivausstellungen.



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