Karrasch Maria Theresia

ArtProfil 2/2006 Seite 34
A T E L I E R U N D W E R K S T A T T
Maria Theresia Karrasch absolvierte eine Ausbildung
als Fotografin. Eine solche Ausbildung erforderte früher
künstlerisches Talent, denn die Lehrlinge lernten bei dieser
Berufsausbildung auch zeichnen und retuschieren,
Fertigkeiten, die im Zeitalter der Digitalkamera in diesem
Beruf schon lange nicht mehr gefragt sind. Im Jahr 1980
legte Maria T. Karrasch im Fach Fotografie die Meisterprüfung
ab. Danach nahm die Malerei einen immer
größeren Stellenwert in ihrem Leben ein. Hier konnte sie
die während der Fotografenausbildung erworbenen
Kenntnisse hervorragend einsetzen.
Bilder zum Träumen
Zwischen 1988 und 1995 absolvierte sie noch zusätzlich
ein Kunststudium an der Hochschule in Bremen und
an der Kunstakademie Trier. 2002 reiste die gut ausgebildete
Malerin nach China, um dort, an der Staatlichen
Hochschule Anhui, die chinesische Tuschemalerei zu
erlernen. Sie studierte bei dem bekannten Lehrer Wang
Shouzhi. Nach ihrer Rückkehr besucht sie Kurse bei Prof.
Markus Lüpertz, der 2003 an der Salzburger Sommerakademie
unterrichtete. Im gleichen Jahr wurde Maria
T. Karrasch Meisterschülerin von Prof. Qui Yang, der im
Kunstzentrum Bochum lehrt.
–; Maria Theresia Karrasch,
eine Malerin zwischen Informel und Impression
Maria Theresia Karrasch
Bilder zum Träumen
–; Maria Theresia Karrasch,
eine Malerin zwischen Informel und Impression
Triptychon
"Danzig”, 2002,
Acryl auf Leinwand,
je 120 x 80 cm
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A T E L I E R U N D W E R K S T A T T
Seit 1987 stellt Maria Theresia Karrasch ihre Arbeiten
öffentlich aus. Bereits mehrfach wurden ihre Werke in Polen
gezeigt. Im vergangenen Jahr war sie sogar Gast der Akademischen
Galerie der Akademie der Schönen Künste in
Krakau, eine Auszeichnung, die ganz selten Künstlern zu teil
wird, die mit diesem renommierten Institut nicht beruflich
verbunden sind. Zur Ausstellung in der Krakauer Akademie
erschien ein Katalog in deutscher und polnischer Sprache.
Ewa Herniczek, die Lehrstuhlinhaberin für Geschichte und
Kunsttheorie an der Akademie für Bildende Künste, bescheinigt
Maria T. Karrasch im Vorwort zu diesem Katalog:
"Die Farbpalette ist breit, bunt wie ein Regenbogen, die
Zusammenstellungen von Farben oszillieren um maximale
Kontraste von Komplementärfarben. Stufenweise gewinnt
die Farbe selbst eine immer größere Bedeutung und ihre
Fläche wird deutlich differenziert."
Im Vordergrund der künstlerischen Werke stehen die
kontrastreichen Farbtöne, die den Betrachter gefangen
nehmen. Die Zeichnung, die Landschaft oder die Figuren
sind im Kontext dieser Farbspiele nur angedeutet. Maria
T. Karraschs Bilder lassen dem Betrachter Raum, um die Farbstrukturen
lebendig werden zu lassen, die Farbenspiele
zu beobachten und seinen Gedanken nachzuspüren. Maria
T. Karraschs Bilder sind Erholungsräume für das Auge und
deshalb in unserer hektischen Zeit mit ihrer elektronischen
Bilderflut besonders wichtig.
Besucht man die Künstlerin in ihrem Atelier in Altena,
einer kleinen Stadt im Sauerland, begibt man sich auf eine
visuelle Traumreise, die keinem vorgegebenen Fahrplan folgt.
Kennt man die Bilder der Künstlerin nur von den Abbildungen
her, ist man von ihrer Tiefenwirkung überrascht. Diese farbintensiven
und ästhetisch ansprechenden Werke sind impressionistisch
und informell zugleich. In manchen Arbeiten, zum
Beispiel in ihrem Danziger Triptychon, sieht man die Silhouette
der Stadt hinter einem Farbschleier auftauchen. Es dauert
eine Weile, bis die Konturen der Gebäude um den bekannten
Ladekran, das Wahrzeichen der Stadt am Langen Markt, deutlich
werden und man erkennt, wie genau Maria T. Karrasch
die Proportionen dieser Silhouette aufgenommen hat.
Die skizzenhafte Andeutung der Szenerie ist die Grundlage
der gesamten Komposition, die sich über alle Teile des
Triptychons erstreckt. Die Wirkung der Farben, die hier vielschichtig
aufgetragen sind, stellt eine Verbindung zwischen
den einzelnen Teilen des komplexen Bildwerks her und strahlt
weit in den Realraum hinein aus. In diesen
farblich intensiv aufgebauten
Landschaftsbildern kann der Betrachter
mit den Augen spazieren gehen,
er sieht vielleicht sogar weit ausgedehnte
Birken- und Buchenwälder,
deren Laub sich in den Jahreszeiten
unterschiedlich verfärbt. Durch das
Laub meint man, die blau-strahlende
Wasseroberfläche eines Sees zu erkennen.
Maria T. Karraschs Bilder
haben meist etwas mit Landschaften
zu tun, mit realen Landschaften, wie
beispielsweise die Ostpreußens und
die der Masurischen Seenplatte, wo
ihr Ehemann aufgewachsen ist. Solche
realen Erlebnisse mischen sich mit der Phantasie.
Für Maria T. Karraschs Bilder ist charakteristisch, dass sie
über den Bildrand, ja selbst über den Rahmen hinaus
ausstrahlen. Mit Schattenfugenrahmen gefasst, haben die
Kompositionen auch das richtige Ambiente, um ihre
Wirkung voll zu entfalten und den Betrachter in all ihrer
ästhetischen Ausdruckskraft zu erreichen.

"Ein schönes Wochenende”,
2003, Mischtechnik auf
Leinwand, 120 x 95 cm
"Boote am Spirdingsee”,
2003, Mischtechnik auf
Leinwand, 80 x 120 cm



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