Zeumer,Brigitta

Brigitta Zeumer hat in den letzten Jahrzehnten ihre künstlerische Handschrift kontinuierlich und überzeugend weiter entwickelt. Ursprünglich war ihr Mal- und Zeichenstil von realistischen Zügen gekennzeichnet, die in Verbindung mit einer romantischen Sichtweise stille Meditationsbilder von großer Tiefe und lyrischer Grundstimmung entstehen ließen. Eine immer stärker werdende abstrahierende Tendenz, die Reduktion der landschaftlichen Erinnerungen und ein befreites Spiel der Hand auf dem Malgrund haben sie unaufhaltsam zu den gegenwärtigen informellen Bildern geführt. Ihre Vorliebe für Bildpoesie, ihr Hang zu emotional bestimmten malerischen Äußerungen und eine Art Seelenverwandtschaft zu ostasiatischer Mentalität und Spiritualität haben sie in engen Kontakt mit chinesischer Kunst gebracht. Kräftige Pinselschwünge, ein bei aller formalen Bewegtheit stiller Grundton ihrer Arbeiten und eine sehr eigenwillige Palette verweisen auf Parallelen. Die traditionelle chinesische Tuschmalerei und die ihr innewohnende Aufforderung zur Versenkung sind keineswegs nur adaptiert worden, sondern finden sich in einer autonomen westlichen und zeitgenössischen Kunstsprache wieder. Brigitta Zeumer wurde 1991 als erste deutsche lebende Künstlerin vom chinesischen Kulturminister zu ihrer viel beachteten Ausstellung in den Kaiserpalast nach Peking eingeladen. Bis 1998 folgten sechs weitere Ausstellungen in China. Brigitta Zeumer strahlt mit ihren weltweit präsentierten Werken Optimismus und Nachdenklichkeit, Vehemenz und Ruhe, Üppigkeit und Konzentration aus.

Prof. Dr. Frank Günter Zehnder



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