Renovierungsarbeiten an den Präsidentenbildern
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Viele "Schätze" aus 125 Jahren Große Kölner sind in unserem Kasino - der Ratsstube im Gewölbekeller des Kölner Gürzenichs - ausgestellt. Die Ordenssammlung ist nahezu komplett.
Aufmerksame Begutachtung und Pflege dieser unwiederbringlichen, wertvollen Dinge sind unerlässlich, damit sich auch nachfolgende Generationen an ihnen erfreuen können. So fiel mir auf, dass die Porträts unserer ehemaligen Präsidenten, die im Kasino hängen, dringend einer Restauration bedürfen. Dies habe ich dem Vorstand vorgetragen, und nach Besichtigung der Bilder wurde beschlossen, die Arbeit in Auftrag zu geben.
Der Meisterbetrieb "galerie wehr" in Pulheim führt seit 1968 Restaurierungs- und Vergolderarbeiten durch und fertigt individuelle alterungs- beständige Einrahmungen an. Mit dem Meister Thomas Wehr konnte ich einen hervorragenden Fachmann auf diesem Gebiet gewinnen, der die Restaurierungsarbeiten in seiner Werkstatt gekonnt ausführte. Alle fünf Präsidentenbilder sind nun fachmännisch restauriert, neu gerahmt und mit einer Original-Mirogard-Glasscheibe von Schott - wie sie auch in Museen verwendet wird - vor Umwelt- einflüssen geschützt.
"Albrecht Bodde, gemalt im Jahre 1950 von H. Tiemann, in klassischer Lasurtechnik mit Ölfarbe. Das Bild wurde in der Vergangenheit stark beschädigt und sehr mangelhaft restauriert.
Wir haben folgende Vorschäden festgestellt:
- Gesicht: Schnitt rechtes Auge bis zum Kragen ca. 20 cm.
- Schnitt linkes Auge bis zum Mund ca. 8 cm.
- Bauch: Querschnitt durch den ganzen Körper ca. 50 cm
Hintergrund: Fehlstellen in der Farbe durch falsche Behandlung. Die vorige Restaurierung bestand im Ausschneiden der Leinwand unter Verzicht des Randsaumes. Dann wurde das Bild wahrscheinlich mit einem unzulässigen Klebstoff auf eine andere Leinwand aufgeklebt (der Begriff der Doublage ist hier nicht angebracht). Dabei wurden die Schnitte aneinandergefügt und groß- zügig übermalt. Bei diesem unfachmännischen Vorgehen haben sich (aus Betrachtersicht rechte Seite) ca. drei sehr große Blasen gebildet (Bereich Fliege/Kragen und Hintergrund/ Tanzpaar).
Unsere Aufgabe bestand darin, die starke Nikotin- schicht und die mit diversen Flüssigkeiten verschmutzte Oberfläche zu reinigen. Zum weiteren Schutz wurde ein neuer, glänzender Gemäldefirniss eingesetzt, der eine glatte Oberfläche besitzt und die Dreidimensionalität nicht beeinflusst. Außer- dem setzten wir eine optisch entspiegelte, glatte Schutzscheibe. auf entfärbter Weißglasbasis, ein. Dieses Glas wird auch im " Museum eingesetzt, um die Bilder vor Säureattentaten zu schützen. Von dieser Scheibe lässt sich später das neue Nikotin und sonstiger Schmutz einfacher entfernen.
Heinz-Helmut Simon wurde von dem Porträtisten Franz Josef Blaschke in einem sehr modernen Stil gemalt. Man sieht deutliche Unterschiede zu dem Bild des Albrecht Bodde. Blaschkes Malstil ist viel spontaner, expressiver und bezieht die grundierte Leinwand, die an vielen Stellen unbemalt bleibt, als Stilmittel mit ein. Statt Ölfarbe wurde hier Acrylfarbe verwendet. Die vielen Farbauslassungen im Gesicht (z.B. im Bereich des Bartes) ließen Frau Stielow und mich, von nahem betrachtet, vermuten, dass hier die Farbe evtl. abgeplatzt sein könnte.
Nach genauer Untersuchung in meiner Werkstatt und mit dem nötigen Abstand betrachtet, stellten wir fest, dass es sich hier um ein, mit Absicht eingesetztes Stilmittel handelt. Diese Vorbetrachtungen waren für das Vorgehen der Reinigungsmethode von entscheidender Bedeutung. Es ging darum, auch die ungeschützte, vergilbte Leinwand im Hintergrund zu reinigen. Beim Vergleich der gerahmten Bilder stellten wir fest, dass alle anderen Bilder in traditionell ver- zierten Rahmen gefasst sind. Der hier eingesetzte 3 cm breite, glatte Goldrahmen ist bei der Größe des Bildes zu schmal und stört den Gesamteindruck zu den übrigen Bildern im Raum. Da der Rahmen an den Außenrändern zwar stark beschädigt ist, aber eine 23 ct Echtgoldoberfläche besitzt, haben wir uns entschlossen, ihn als Abstandhalter für die Glasscheibe einzusetzen. Der neue Prunkrahmen ist so tief, dass er das Bild einschließlich Ursprungsrahmen ummantelt.
Die Pastelle von Josef Wingender und Fritz MaaB wurden seinerzeit unfachmännisch auf eine säurehaltige finnische Holzpappe, die hoch ligninhaltig ist, vollflächig auf- geklebt. Dieser Vorgang ist ohne Beschädigung des Bildes nicht reversibel. Auf das originale, d.h. unfixierte Pastell wurde direkt die Glasscheibe vorgesetzt. Da die Scheibe ganzjährig den kältesten Punkt im Raum bildet, kondensiert ständig Luftfeuchtigkeit auf der Bildoberfläche und dies kann zu Schimmelbildung führen. Die Scheibe wirkt hier wie ein Magnet auf Luftfeuchtigkeit und diese transportiert die Schadstoffe in das Bild. Auf der Abbildung sieht man deutlich Fleckenbildung, sowohl auf der zusätzlich eingesetzten Hart- faserplatte als auch im Bild selber. Durch den Einsatz eines Schmuckpassepartouts wird der nötige Raum für die Luftzirkulation geschaffen. Die eingelegte Leiste unterstützt einerseits den repräsentativen Charakter der abgebildeten Persönlichkeit und macht abfallende Farbpartikel fast unsichtbar. Die schädliche Hartfaserplatte konnte entfernt werden. Durch den Einsatz von optisch entspiegeltem und entfärbtem Weißglas sind die Farben unverfälscht zu betrachten.
Die alte Photographie des August Wilcke wurde von alter Rückwand gelöst und ebenfalls mit neuem Schmuckpassepartout versehen. Somit ist auch hier der nötige Abstand zur neuen entfärbten Schutzglasscheibe hergestellt. Im Gegensatz zum ursprünglichen hart- weißen Passepartout ist nun eine optimale Harmonie zum Porträt entstanden."
Agnes Stielo