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Tom Hartwig

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Kategorien:  Film Galerie Wehr

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Tom Hartwig

Lux erat in flammis.

Eruptiv wie der Feuer speiende Vulkan ist die Kraft der Farben, mit denen uns Tom Hartwig in die ersten Sekunden der Schöpfung eintauchen lässt. Heiße Rot,- luzide Weiß- und eiskalte Blautöne zerreißen die Stille und sind gleichsam unbändige Schreie aus dem Nichts mit unendlicher Urkraft. Laut, aufwühlend und doch von versöhnlicher Harmonie im Auge des Betrachters. Eine Reise nach Lanzarote hatte den Vulkan gezündet –; doch dass der erfolgreiche Galerist dereinst selbst zum Pinsel greifen sollte, ist die längste Zeit überhaupt nicht absehbar gewesen…

Im Laune-Monat April des Jahres 1947 geboren, ist dem aufstrebenden jungen Mann Wolf Schönach, der spätere Leiter der Minoriten-Galerie, Lehrmeister bei den ersten Zeichenversuchen –; doch das Leben selbst sollte ihm bessere Schule sein. In der 7.Klasse des Kepler-Gymnasiums bringt er es auf stolze 264 unentschuldigte Fehlstunden, die er lieber im Café verbringt, als im Unterricht –; beim Philosophieren mit Studenten. Im Mao-Hemd geht er barfuß zur Schule –; vornehmlich an Geschichte, Literatur und Musik interessiert. Die Lautmalerei der "Roaring Sixties" pflegt er als Bandmitglied einer Rockformation.

Endlich reif für die Matura, steht im Reifeprüfungsjahr 1966 die Geburt des ersten Kindes ins Haus. Das mündliche Thema im Wahlfach Biologie dementsprechend: Die Mendelschen Gesetze. Von Richard Wagner –; keinem Rockmusiker - inspiriert, sollte der erstgeborene Bub auf den Namen Tristan hören.

Der Familienvater zieht fortan von dannen –; hinaus in die Welt zum Broterwerb.
Der Beruf eines Rentenberechners in der Pensionsversicherung ist ihm keine wirkliche Herausforderung und Perspektive. Viel faszinierender gestaltet sich da schon seine Mitarbeit in der Galerie Moser in Graz und in der Galerie Welz in Salzburg, wo er mit der Künstlerelite von Breiter über Hundertwasser bis Mikl Bekanntschaft machen kann –; und wo er bedeutsame Ausstellungen, z.B. von Kokoschka, Klimt oder Kubin mitgestalten darf. Nebenbei erlernt er abends die Restaurierung von Tafelbildern und Skulpturen. Als Geschäftsführer der Galerie Moser ist er außerdem auch für Antiquitäten zuständig. Anfang der 70er macht er mit Ausstellungen von Fuchs, Wickenburg, Weber, Hrdlicka, Hollegha oder Pongratz und Zeppel-Sperl in der Kulturszene von sich reden.

1974 folgt er schließlich dem Ruf nach Deutschland und wird Geschäftsleiter der Galerie Schöninger in München. Schwerpunkte: Die Klassische Moderne und der Deutsche Expressionismus. Er ist ist fasziniert von dieser Vielfalt bahnbrechender Stilrichtungen in den bildenden Künsten. Vom Wechselbad der Gefühle zwischen Utopie und Albtraum, das sich aus dem Spannungsfeld von Aufklärung, Säkularisierung, Industrialisierung und uneingeschränktem Glauben in den technischen Fortschritt ergeben hat –; begleitet vom Einfluss der Vorherrschaft der Vernunft und zunehmender gesellschaftlicher Autonomie auf die Kunst des frühen 20.Jahrhunderts, der Zeit großer und tiefgreifender soziologischer Umbrüche, die Europa nachhaltig verändert haben. In der Freizeit widmet sich der Galerist immer öfter der Vertiefung seines erlernten Kunsthandwerks: der Restaurierung von matt gewordenen oder beschädigten Gemälden und (gefallenen) Barock-Engeln.

Nach der Bekanntschaft mit dem Galeristen Felix Landau in Los Angeles und Paris gründet er Anfang der 80er Jahre seine eigene Firma, mit dem Hauptaugenmerk auf der Französischen Klassischen Moderne und zeigt unter anderem Werke von Chagall, Miro, Braque und Picasso. Parallel dazu macht er sich auf Entdeckungsreise nach jungen, unentdeckten Talenten in Europa, die er mit seiner Galerie fördert und bekannt macht.

Und auf genau dieser Suche nach einem Maler, der eine intensive Farblehre verfolgt und nicht von vornherein für das Museum produziert, sollte er Anfang der 90er Jahre einem großen, schlummernden Talent begegnen - tief in seinem Inneren verborgen: Der eigenen Kreativität.

Mit dem Wunsch, es endlich selbst zu tun, setzt er sich an die Staffelei. Erste Städte-Phantasien entstehen. Der Erfolg ist überwältigend und beflügelt seine Schaffenskraft: auf einer Kunstmesse in Frankfurt verkauft er gleich auf Anhieb 10 von 13 Gemälden. Seine Bilder machen Furore auf Ausstellungen in München, Heidelberg und Mannheim.

Seine Materialien zeugen von plastischer Tiefe, seine Farben oft von karibischer Exotik und kosmischer Eleganz. Alles ist im Fluss, nichts bleibt wie es ist, klare Formen und Grenzen werden in Permanenz aufgelöst und verschwimmen zu einer sich neu gebärenden, alles neu ordnenden, sich täglich neu erfindenden Welt…

1994 zieht es Hartwig, den Rastlosen, den Nomaden unter den sesshaften Kosmopoliten, in die malerische Hügellandschaft der Südsteiermark. In der höchsten Weinbaugemeinde Europas, kauft er ein Bauernhaus, das er liebevoll "restauriert" –; der Kreis schließt sich. Die neue Wahlheimat ist ihm Quell der Inspiration, sein Lebensmensch Gabi Muse und Kritikerin zugleich. Nach dem schon länger erfolgten Bau eines Ateliers vollendet er heuer seinen Galerie-Raum inmitten der Idylle saftiger Weinberge. Natur pur fernab der Hektik einer Großstadt, doch keine Einsiedler-Klause. Ein architektonisches Kleinod mit viel Herzblut, ein verstecktes Paradies, das sich Kunstsinnigen und Freunden zu jeder Jahreszeit eröffnet, wenn sie doch nur schauen können –; vom Frühjahr, wenn die Sonne die sanften Hügel kontrastreich gen Himmel abgrenzt, über den Sommer mit seiner verschwenderischen Farbenpracht, das wohlige Braun und die dampfenden Nebel des Herbstes bis tief in den Winter hinein, der das Weinland mit einer weißen Decke aus funkelnden Kristallen in einen kurzen Schlaf wiegt, bis es vom ersten Licht wieder zu neuem Leben erweckt wird.

Der 11.September 2001 hat die Welt verändert –; und so auch die Städteansichten Tom Hartwigs naturgemäß von Heiterkeit ausgeschlossen. Ihm ist es einerseits wichtig, dass seine Bilder gefallen; andererseits erscheint Gefälligkeit in der Kunst oft als negatives Kriterium. Und dieser Ambivalenz, die er auch in anderen wichtigen Fragen des Lebens in sich trägt, ist er sich durch und durch bewusst. Einer Ambivalenz, die einmal Motor, einmal Katalysator sein kann.

Und so gilt für ihn –; was die Freunde seiner Kunst betrifft - der Leitspruch von Billy Wilder: "Du sollst nicht langweilen!" Und am allerwenigsten möchte sich Tom Hartwig wahrscheinlich selbst langweilen...



Rudi Culka, im Herbst 2006